Mittwoch, 10. Dezember 2008

Rückweg - Reisebericht Teil 10

Auf dem Rückweg von den Drakensbergen nach Kapstadt kam ich noch an einer ganzen Reihe schrecklicher, schwarzer Orte vorbei.
Ganz besonders schlimm empfand ich die Gegend um Umtata in der Transkei. Ehrlich gesagt war ich ein wenig verblüfft, dass mich mein Reiseführer nicht darüber informiert hatte, wie gefährlich es dort ist. Vielleicht aber auch gut so, denn sonst wäre ich nicht durchgefahren.
Das Gebiet ist ehemaliges Homeland, Nelson Mandela wuchs dort auf. Die Autobahn führt mitten durch Dörfer, keine Leitplanken und Zäune trennen die Straße von den Ortschaften. Viele Leute lungern am Straßenrand, ausgeschlachtete Autos stehen herum, tote Kühe und Schafe liegen auf der Fahrbahn. Niemand räumt sie weg. Niemand scheint sich überhaupt um irgendetwas zu kümmern. Das Fenster runterzukurbeln oder anzuhalten habe ich mich nicht getraut.

Einmal ging es nicht anders. Ich brauchte Wasser und hielt an einer heruntergekommenen Tankstelle. Nur eine einzige verbeulte Tanksäule war in Betrieb. Eine Schlange hatte sich davor gebildet. Ich parkte auf der Straße. Kaum hatte ich das Auto abgestellt, schlichen zwei schwarze Männer um den Wagen herum und behielten auch mich im Auge. Ich wollte kehrt machen und weiterfahren, doch dann dachte ich: "Warum? Cool sein." Im Shop der Tankstelle waren fast alle Regale leer. Es gab nur ein paar Toastbrote, Cola und zum Glück Wasser. Als ich reinkam, beäugten mich die Leute. Man redete über mich, und man begegnete mir keinesfalls wohlwollend. Als ich zum Wagen zurückkehrte, standen da die beiden Männer. Ich guckte stur geradeaus, stieg ein, verriegelte den Wagen von innen und gab Gas. Wieder dachte ich an die Gnade Gottes.

Je weiter ich mich im weiteren Verlauf Kapstadt näherte, desto hübscher wurde es. Ich übernachtete in Plettenberg Bay, einem über die Maßen schicken Ort an der Küste. Alles war hier exklusiv, die Leute, die Wohnungseinrichtungen, die Autos: WEISS.

Am letzten Tag verabschiedete sich Rainbow-Nation tatsächlich mit Sonnenschein und Regen. Am Himmel sah ich es zart rot, orange, gelb, grün, blau und violett schimmern. So groß wie das Spektrum der Farben war auch das der Menschen: Die einen essen ihr Frühstücksei sunny side up, beherrschen fünf Sprachen, besitzen Villa und Blackberry, und die anderen tragen Lendenschurz und Federn auf dem Kopf, wenn sie böse Geister vertreiben.
Mich würde das alles noch eine ganze Weile nicht loslassen.