Donnerstag, 27. November 2008

Kapstadt - Reisebericht Teil 3

Gestern war es sehr warm. Ich entschied mich nach den emotionalen Eindrücken der letzten Tage einen ruhigen Tag einzulegen.
Am Strand von Camps Bay schaute ich gut gebauten weißen und schwarzen Männern beim Fußballspielen zu. Eine leichte Brise wehte. Ich hörte einen Familienvater zu seiner Frau und seinem Sohn sagen: "God, it´s a lovely day today, isn´t it?" Und ich dachte: "Ja, wirklich. Wie recht er hat."

Derweil räumten Leute mein Auto aus. Meinen (weißen, was sonst) Opel Corsa fand ich mit eingeworfener Scheibe, gestohlenem Radio und offenem Handschuhfach vor. Noch bevor ich überlegen konnte, was ich jetzt tun sollte, war allerdings schon die Polizei zur Stelle, die bereits zwei Verdächtige festgenommen hatte. Jemand hatte die Täter beobachtet und sofort Alarm geschlagen. Das Auto stand auf einem belebten Parkplatz nahe des gut besuchten Strandes, nachmittags.

Ok, alles klar. Auch das eine Südafrika-Erfahrung. "Hohe Kriminalitätsrate" ist also nicht nur etwas, das man irgendwo hört oder liest, sondern unmittelbar erfahren kann. Warum soll das nur den anderen passieren.

Eine zweite Südafrika-Erfahrung aber gleichzeitig: Während ich, den Schrecken noch im Nacken, vor dem kaputten Auto stand, und die Polizei im Hintergrund irgendwas regelte, kam eine gut betuchte englische Frau mit ihren Hunden vorbei. Sie sagte: "Don´t worry. The station where you hired the car, they have to bring you a new one. And tonight, you´ll gonna have a nice glas of wine and laugh about it." Ich sagte: "I´d better take a ... whiskey", weil mir das englische Wort für "Schnaps" nicht einfiel. Sagt sie: "Oh no, my lady. You´ll take two!" Und ich mußte lachen.

Kurz: innerhalb von einer Stunde brachte mir First Car Rental ein neues Auto.
Ich musste viel Kram bei der Polizei erledigen und verstand nicht mal die Hälfte. Die allesamt schwarzen Polizisten sprachen starken Slang und schienen mir nicht sehr, nennen wir es vorsichtig "aufgeweckt". Die Polizeistation ähnelte eher einer Baracke als einem Büro. Der einzige Acer-Computer, der dort stand, war mindestens 15 Jahre alt. Wir hätten den schon längst weggeschmissen. Sehr vertrauensvoll also, die Atmosphäre dort (...). Ein schwarzer Polizist gab mir einen handbeschriebenen Zettel, an dem er eine halbe Stunde lang sehr konzentriert gearbeitet hatte. Den sollte ich unterschreiben. Ich sagte: "I want to read it first. " Auf dem Zettel stand einfach nur, was passiert war, und ich unterschrieb. Der Polizist schaute mich erwartungsvoll an: "Do you like it?" Ja nee, klar. "Super, prima, echt gut gemacht."

Abends ging ich in mein Lieblingsrestaurant "Greens" (das mit den Cricket- und Rugby-Übertragungen und dem guten Service - und das mit den charmanten, gutaussehenden, aufmerksamen Kellnern...) und trank ein Glas Wein. Wein trinken hilft hier ja anscheinend immer. Es war Freitagabend, das Restaurant voll. Familien mit entzückenden Kindern und großzügigen Grandmas und Grandpas aßen Pasta und Pizza.
"Do you enjoy the Cabernet Sauvignon? Is everything alright, madam?"
"Yes, everything is alright."