Sonntag, 23. November 2008

Kapstadt - Reisebericht Teil 1

Hallo aus Cape Town - Südafrika! Die ersten Tage waren "warming up with Africa" (links fahren, sich an das Klima gewöhnen, gucken, was man hier so macht und was man nicht macht). Was man hier so macht, ist auf jeden Fall: früh aufstehen und früh zu Bett gehen. Die Sonne geht um halb 6 auf und um halb 8 unter. Da es um 9 Uhr morgens schon sehr heiß ist, steht man zügig um halb 7 auf. Um 20 Uhr ist es bereits dunkel, um 22 Uhr abends liegen -außer in den Touristenorten an der Küste- die Südafrikaner in der Falle.

Was man auch macht, ist sich nur in bestimmten Vierteln bewegen, die Vororte meiden und sich nicht von der unglaublichen Kluft zwischen Weiß und Schwarz verstören lassen. Es gibt entweder sehr reich oder sehr arm und wenig dazwischen. Mein Guesthouse liegt in einem sehr reichen Viertel, und so habe ich allen Komfort, den man sich denken kann (W-Lan, Pool, ein riesiges Bad mit erwärmbaren Handtuchhaltern). Das Guesthouse ist -wie alle Villen hier- durch ein elektronisches Tor und eine hohe Mauer mit dreifachem Elektrozaun gesichert. Zusätzlich wird das gesamte Viertel rund um die Uhr von verschiedenen Sicherheitsfirmen bewacht. An besonders großen Häusern sitzen Schwarze auf Stühlen an der Straße und beobachten Verdächtiges. Niemand ist auf den Straßen zu sehen, von Zeit zu Zeit geht jedoch ein Tor einer Hauseinfahrt auf, dann sieht man große amerikanische Geländewagen oder kleine sportliche englische Flitzer herauskommen, kurz bevor das Tor dann wieder schließt und das Auto verschwindet.

Auf den Straßen zu Fuß bewegen sich nur die Schwarzen. Viele stehen an Kreuzungen und verkaufen Nippes oder betteln. Manche stehen am Straßenrand und warten auf kleine Minibusse (Marke VW Transporter), die sie von der Straße einsammeln und wer weiß wohin bringen. Einmal habe ich mich nach "Wer weiß wohin" verirrt. Da bin ich auf Kapstadts Autobahn falsch abgebogen und dort gelandet, wo Guesthouse-Host Michael mir ein schwarzes Kreuz für "Never go" auf meine Straßenkarte gemacht hatte. Und: es ist gruselig. Gerade eben war noch alles in Ordnung, und auf einmal lungern überall Leute herum, Müll liegt auf der Straße, die Häuser werden schäbiger und haben Dächer aus Wellblech, ausgeschlachtete Autos stehen am Straßenrand, Du bist auf einmal die einzige Weiße weit und breit, Gefahr liegt in der Luft. Und diese Viertel sind groß, sie machen schätzungsweise mehr als die Hälfte der Fläche Kapstadts aus, vielleicht sogar Dreiviertel - man sieht sie nur nicht, bzw. kommt erstmal nicht mit ihnen in Berührung.

Das Kontrastprogramm: Abends in Camps Bay, einem angesagten Beachort mit hippen Cafés. Ausnahmslos weiße Schickeria trinkt Wein und isst kapmalaiisches Essen. Feudalere Supermärkte als hier in Constantia/Winelands habe ich noch nicht gesehen. Weiträumige Parkplätze (Schwarze weisen Dir den nächsten freien Parkplatz und laden Deine Einkäufe in den Wagen), Feinschmecker-Sortimente mit allem, was das Herz begehrt, hochpreisige Waren. Alles schön und clean. Kein Wunder, denn auch hier sind einige Schwarze nur dazu da, heruntergefallene Krümel aufzufegen. Für die Leute hier ist das alles total normal, aber als Europäer hat man -so geht es mir zumindest- irgendwie auch permanent ein schlechtes Gewissen, da das politisch gesehen "richtig" so ja nicht sein kann. Man sieht auch überall nur Schwarze arbeiten (auf Baustellen, im Housekeeping, Supermarktregale auffüllen usw.). Die weiße Minderheit arbeitet anscheinend irgendwo im Büro oder "als Chef". Bei Michael, dem Geschäftsführer vom Guesthouse hier, frage ich mich manchmal auch, was der eigentlich den ganzen Tag zu tun hat. Saubermachen, einkaufen, Wäsche waschen, den Garten, die Zimmer aufräumen, das machen ja alles schwarze Angestellte. Er muss quasi nur Chef sein, alles beieinander halten, Auskünfte (den Gästen) und Anweisungen (den Angestellten) geben - wohlgemerkt, das sind hier nur 8 Zimmer...!
Das die ersten Eindrücke. Nun fahre ich an den Strand, es ist sehr heiß!