Montag, 8. Dezember 2008

Botswana TV - Reisebericht Teil 9

Das Bett, auf dem ich liege, ist bestimmt 2,20 m breit. Gleich eine ganze Armada edler Decken und Kissen steht zur Verfügung, um es sich so richtig gemütlich zu machen. Nebenan lodert der Kamin. Die Sonne ist gerade untergegangen, das habe ich bei Kerzenschein auf der schicken Holzveranda verfolgt. Wenn ich nun aus dem riesigen Panorama-Fenster schaue, sehe ich einen klaren, sehr schwarzen Himmel und Sterne von ungeheurer Leuchtkraft. Es ist unglaublich schön. Und unglaublich anders, als alles, was ich bisher kannte.

Botswana TV sendet gerade so eine Art Hitparade. Es gibt eine Studioband, diverse Interpreten treten auf. Auch Livepublikum gibt es. Das isst während der Aufzeichnung Chips und sitzt auf Gartenbänken. Die Sänger sehen zum großen Teil unmöglich aus, gern getragen werden wild gemusterte Hemden zur khakifarbenen Bundfaltenhose. Alles ist unglaublich primitiv und laienhaft. Ich meine sogar beim Keyboarder die Aufschrift "Bontempi" gelesen zu haben. Ein ums andere Mal musste ich laut loslachen. Wenn zum Beispiel im Playback gerade ein Saxphon-Solo gespielt wurde, es in der Studioband aber gar keinen Saxophon-Spieler gab. Botswana TV blendet in so einem Fall einen grinsenden Bassisten ein, der jedoch auch nicht das spielt, was der Bass im Hintergrund einem zu hören gibt.
Niemanden stört das! Ein Sänger betritt die Bühne, das Playback setzt ein, die Studioband spielt IRGENDWAS (..), und die Leute im Publikum stehen auf und tanzen. Alle haben ihren Spaß.
Botswana TV ist super. Es befreit. Es macht das Herz weit. Diesen Afrikanern scheint einfach die Sonne aus dem Arsch. Man kann das nur mögen.

Im Anschluss an die Hitparade liefen Musikvideos, die auch alle sehr einfach gemacht waren. Ein Mädchen mit Bast-Röckchen sang "Take me to Soweto!".
Ich hatte mittlerweile einiges von diesem Land gesehen, tausende Kilometer zurückgelegt und mit vielen Menschen gesprochen. Das Land war riesig, die Armut groß. Im Landesinneren gibt es nichts, mit dem es sich Geld verdienen ließe.
Konnte ich mir in Kayelitsha nicht vorstellen, das jemand freiwillig dort wohnt, so hatte ich mittlerweile begriffen: Für die ländliche Bevölkerung ganz Afrikas sind die Townships der großen Städte, in diesem Falle Kapstadts und Johannesburgs, das gelobte Land. Der Platz, wo man ganz nah dran ist am Kuchen. Der Platz, von wo aus man es schaffen kann.

Rein vom Verstand her kann man die Gegensätzlichkeit gar nicht fassen. Hier mein Bungalow mit allem Komfort, draußen 3. Welt.
Nur einige hundert Kilometer weiter: Botswana.