Donnerstag, 4. Dezember 2008

Busch - Reisebericht Teil 6

Die Wüste und zwei Nächte bei freakigen Typen hatte ich hinter mir.
Nun wollte ich ja noch in den Busch, wilde Tiere sehen. Der Busch kam schneller als geplant. Aber nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte...

Es lag noch eine Etappe von schätzungsweise 1000 Kilometern vor mir, um in das bereits vorgebuchte Chalet im Ithala Nature Reservat nahe Swaziland zu gelangen. Eine Nacht musste ich noch zusehen, wo ich blieb, dann erwartete man mich wieder. Gott sei Dank.
Auf dem Weg dorthin blitzte und donnerte es. Starker Regen fiel. Das hörte bestimmt gleich auf. Tat es nicht. Bereits um 16 Uhr verdunkelte sich der Himmel stark. Es war unerträglich schwül. Gleich war ich in Durban, einem großen Ferienort am indischen Ozean, da würde ich mir ein feines Zimmer suchen. Pustekuchen. Alles war ausgebucht, man bot mir Zimmer für umgerechnet 170 Euro die Nacht an. Ich fuhr weiter. Und weiter. Und weiter. Normalerweise kamen irgendwann Schilder, die neben der Autobahn standen und auf ein Hotel oder B & B hinwiesen. Es kamen keine Schilder. Um 18 Uhr war es stockfinster. Es blitzte immernoch. Starker, warmer Wind wehte. Ich verfuhr mich, da ich nichts mehr sehen konnte. Da kam eine Tankstelle. Und ein Polizeiauto stand auch an einer Zapfsäule, das war gut. Denn schon ab Bloemfontein sprach niemand an Tankstellen mehr englisch, sondern nur noch afrikanische Sprachen. Die Polizisten jedoch konnten meist ein paar Brocken. Ich fragte sie nach einem Hotel. Oh, hier in der Nähe? Am besten in Ballito, aber das war 50 Kilometer entfernt. Und ich solle bei dem Wetter auf gar keinen Fall mehr fahren. ACH NEE!
Die Polizisten telefonierten rum und sagten, sie würden mich zu einem B&B, 8 Kilometer entfernt, führen. Ich war ihnen sehr dankbar. Als wir dort ankamen, zeigte mir ein "Rico" mein Zimmer. Es war eine Absteige. Als Rico die Tür zu Dusche und Klo aufmachte, wußte ich, dass ich hier auf gar keinen Fall duschen würde. Die Wasserhähne funktionierten nicht richtig. Da, wo Wasser abfließen sollte, war ein braunes Rinnsal zu sehen. Im Zimmer krabbelten Ameisen auf dem Boden, ich sah Fliegen an der Decke. Ständig stach mich irgendwas. War das hier eigentlich schon Malaria-Gebiet? Es gab kein Moskitonetz, schon gar keinen Elektrostecker, der Antimoskitoduft absonderte. Immerhin hatte ich vor zwei Tagen begonnen, die Malaria-Prophylaxe einzunehmen. Alles roch muffig. Die Bettdecke war so miefig, dass ich mich mit ihr nicht zudecken mochte. Das Bettlaken war grau-beige. Ich denke, es war mal weiß. Ich hörte Frösche, Schnaken und sonstiges Getier draußen. Es war eklig.

Ich ging nochmal raus, um Rico nach etwas zu trinken zu fragen. Ja, wir seien hier direkt im Dschungel, mitten in nature und so. Aber hier sei ich erstmal safe, mein Auto könne ich direkt vor meiner Tür parken. Als ich mein Zimmer betrat, sah ich ein ungefähr 3 cm großes Käfertier mit langen Fühlern auf dem Boden. Als ich es hinausscheuchen wollte, verschwand es unter einem Schrank. Was sich unter dem Bett tummelte, wollte ich gar nicht wissen. Geckos liefen die speckigen Wände hoch. Ich konnte hier beim besten Willen nicht schlafen. Alles ekelte mich an. Das Licht ausmachen würde ich mich schon mal gar nicht trauen. Wie sollte ich diese Nacht rumkriegen? Draußen stürmte es. Rico hatte gesagt, heute Nacht würde es ein Unwetter geben. Das sei öfter so, da die heiße Luft hier direkt auf die kalte vom Atlantik pralle. Ich hatte keine Wahl, ich würde hier bleiben müssen.

Auf dem Hinflug hatte ich eine blaue Fleecedecke von KLM mitgehen lassen. Die war noch eingeschweißt und duftete neu und frisch. Ich nahm die Decke und verbrachte die Nacht im Auto. Alle zwei Stunden schreckte ich hoch und schaute nach Verdächtigem. Ich hatte echt Schiss. Vielleicht hatte ich die Gnade Gottes ein wenig zu sehr herausgefordert?

Irgendwann war es halb sechs und wieder hell. Ich zahlte Rico für die Nacht im Auto 350 Rand. Das war die teuerste und schrecklichste Nacht bisher. Ohne zu duschen und mir die Zähne zu putzen brach ich auf. Ich wusch mir noch nicht mal die Hände. Um halb 8 befand ich mich auf der Autobahn.